Manfred Klose
1973 fiel meine Berufswahl, die zwischen Maschinenbauingenieur und Hauptschullehrer pendelte, zwar auf letzteres, aber das Interesse an Technik hat mich nie losgelassen. Auf der Suche nach interessanten Bildungsinhalten für das Fach Technik bin ich um 2010 auf den Mendocino Motor gestoßen. Der wurde seinerzeit meist noch vierflächig und mit ganz simplen Gestellen im Internet gezeigt. Mit ihm konnte man aber die sonst weitestgehend verborgene Lorentzkraft, die Lichtkommutation und die Drei-Finger-Regel veranschaulichen. Ich selbst fand den Motor raffiniert und auf den ersten Blick ein wenig geheimnisvoll. Durch die Schülerbetriebspraktika hatte ich zudem Einblick in viele Firmen und in deren Herstellungsverfahren. Mit diesen Kenntnissen konnte ich die simplen Demonstrationsmodelle zu hübsch aussehenden Ausstellungsstücken weiterentwickeln.
In den Jahren 2010 bis 2012 bestand mein hauptsächliches Interesse zunächst an der Entwicklung eines Bausatzes für unsere Hauptschule. Der Motor sollte Teil des schulinternen Curriculums werden. Zudem wollte ich in Zusammenarbeit mit der örtlichen Sparkasse eine Schülerfirma ins Leben rufen, die Mendocino Motoren herstellt, vertreibt und den Erlös der Schule zufliesen lässt. Das Projekt war fast startklar. Leider ereilte die Hauptschule Herscheid das Schicksal vieler anderer Hauptschulen. Aufgrund zurückgehender Schülerzahlen musste die Schule abgewickelt werden. Meine eigene Tätigkeit verlagerte sich zwar zur Bezirksregierung Arnsberg, aber das Mendocino Motor Projekt war zu weit fortgeschritten als dass man es hätte aufgeben können.
2015 habe ich einen Mendocino Motor Bausatz mit hochglanzpolierten Aluminiumteilen der Zeitschrift Bild der Wissenschaft für ihren Webshop vorgestellt. Mit der Übernahme in deren Angebot wurde der Motor bekannt. Die Nachfrage nach diesem Modell veranlasste mich weitere Modelle zu ersinnen und einen ständigen Verbesserungsprozess zu beschreiten. Auch heute noch stoße ich ab und zu auf Dinge, die entweder die Herstellung vereinfachen, den Motor verbessern oder die Qualität erhöhen.
Die Geschäftsbeziehung zu Bild der Wissenschaft und später zu Spieleshop, Elektor und Brightfusion machten die Gründung einer Firma notwendig. Zusammen mit meinen Kindern gründeten wir die KLOSE GbR. Sie hatte vorrangig den Zweck mit der Vermarktung der Mendocino Motoren die Studiengänge aller 5 Kinder finanziell so abzusichern, dass keines der Kinder neben dem Studium arbeiten musste. In der Rückschau war das ein familiäres Erfolgskonzept.
Mit der Pensionierung 2019 habe ich mich an die Entwicklung eines Hallsensor gesteuerten, schwebenden Rhombenkuboktaeders begeben. Ich hatte ein ähnliches Model bei einem genialen Konstrukteur Wolfram Glatthar gesehen. Allein die bei seinem Modell sichtbaren Bauteile wie Spule und Hallsensor gefielen mir nicht. Diese wollte ich so verbergen, dass auch der Motor seine eigene Mystik erhielt. Als Pensionär hat man Zeit und Muse für derartige Spielereien, die nicht zum Erfolg führen müssen – es aber nett ist, wenn sie es tun. Nach einigen Monaten der Tüftelei mit Versuchen und Irrtümern konnte ich den Hallsensor und die Spule unter der Solarzelle so installieren, dass sie sauber zusammenarbeiten und trotzdem nicht sichtbar sind. Dieses Modell biete ich als Magnetsphere an.
Mehr als der fertige Motor hat mich die Entwicklung eines Bausatzes interessiert. Das Bastelerlebnis und der Blick in die Funktion des Motors sind für den Techniker angenehme Momente. Aber für einige Teile braucht man besondere Lehren, Erfahrungen oder Materialien. Die sind nicht immer im Bastlerhaushalt vorrätig und erwogen mich diese besonderen Montagen vorwegzunehmen. Als Hauptschullehrer trägt man die Didaktische Reduktion in sich. Deshalb ist die Bauanleitung in erster Linie handlungsorientiert aufgebaut. Die Technik und wichtige Aspekte werden nebenbei erklärt.
Silber ist gut – Gold ist vielleicht noch etwas besser… Zumindest war das die Triebfeder mich um eine Möglichkeit zum Vergolden umzusehen. Professionelle Vergolder winkten deutlich ab, weil die Vielzahl der kleinen Teile das Vergolden zu zeitaufwendig machen. Also musste eine eigene Galvanik aufgebaut werden. Andere Metalle als Ausgangsbasis erforderten wiederum neue Herstellungprozesse. Mit der Vergoldung der Motoren gelang 2020 ein Alleinstellungsmerkmal.
Einem Kundenwunsch folgend konstruierte ich eine IR Lampe mit absolut unsichtbarem Licht. Mendocino Motoren laufen dann auch im Dunklen oder auf Schreibtischen mit ungünstigen Lichtverhältnissen. Eine solche Kombination steht in unserem Flur. Kaum ein technisch interessierter Gast konnte beim ersten Anblick verbergen, dass er die Drehbewegung des Mendocino Motors im Halbdunkel zu ergründen suchte.
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Mendocino Motoren
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